Walter Who?

"Kick-down, Abfahrt, Fitti, Tausend Umdrehungen" - MC Fitti

Auch wenn der gebotene High-Performance Rock'n'Roll absolut nichts mit MC Fitti zu tun hat, abgesehen von der hohen Dichte an Bärten, beschreibt diese Textzeile den Abend punktgenau.

Doch zurück zum Anfang. Mit ihrem letzen Konzert eröffnen Unforgotten Pricks das dritte Walter Who?. Schade eigentlich, denn die Jungs legen gut los, was nicht zuletzt daran liegt, dass sie ein Mash-up aus verschiedenen Reutlinger Bands sind. Man kennt sich. Trotzdem, alles hat ein Ende und auch Legenden müssen irgendwann gehen. Daher widmen die Herren ihre letzten Anschläge Lemmy und schmettern gemeinsam mit allen anwesenden Kehlen ein lautstarkes Ace of Spades in die junge Nacht.
Geht schon mal gut los.

Nun kennt man es so, dass sich eine Umbauphase anschließt, in der der Supportact hektisch seinen Krempel eintütet und sich schnellstmöglich backstage begibt. Heute nicht.

Plötzlich stehen die Jungs von Walter Subject neben den Unforgotten Pricks  und übernehmen den Staffelstab in Form des Ring of Fire.
Ich war zwar noch nie bei einem 4x100m Staffellauf dabei aber beim Stabwechsel auf den letzten Läufer, dürfte das Stadion ungefähr so laut sein wie das franz k. in diesem Moment. 

Wechsel geglückt. Ab geht's!

Wie oft ich mich schon über das ungeschriebene "three-Songs, no flash"-Gesetz aufgeregt habe, weiß ich nicht mehr. Zum Glück gibt es heute keinen Grund dafür und ich spaziere munter durch den Saal, direkt vor die Bühne und neben den Schlagzeuger. Richtig. Neben den Schlagzeuger.

Das sind die Musiker, die nie fotografiert werden, weil ihre Schießbude sie einmauert.
Das sind die Musiker, die beim Gig nicht gemeinsam mit ihren Bandkollegen abzappeln können.
Das sind die Musiker von denen es nie diese unfassbaren Sprungbilder gibt, obwohl sie den Einsatz zum Absprung geben.
Das sind die Musiker, die bei einem Rockkonzert den einzigen Sitzplatz haben.

Danke dafür.


39:15 Minuten. Solange dauert die LP der Walters. Passt perfekt in das Zeitfenster, welches sich auf meiner regelmäßigen Fahrt von Reutlingen nach Ludwigsburg öffnet und hält auf dieser langweiligen Strecke garantiert wach. Dementsprechend oft hat mich die Platte schon ans Ziel gepeitscht. Mitgrölen inklusive.
Live ist das nochmal um Welten besser! Auch wenn ich leider nicht grölen kann, weil ich sonst ständig meine Kamera knutschen würde. So weit ist es dann auch noch nicht.
Trotzdem gehen Stücke wie Them Wolves oder Righty Right dermaßen in Kopf und Bein, dass man keine Chance hat einem Kopfnicken und Mitzählen zu entkommen. Also zähle ich durch den Sucher spähend mit und versuche trotz Kopfnicken ein waagrechtes Bild zu erzeugen. Die Menge tanzt derweil fleißig und die Herren auf der Bühne haben definitiv Spaß.

Und dann gibt es da noch Songs wie The Road to Hell Is Paved With Good Intentions. Ein Stück Musik, das du niemals auf einer geschwindigkeitsbegrenzten Autobahn hören darfst. Es packt dich von der ersten Sekunde an, lässt dich dein Gesangstalent vergessen und befiehlt deinen Beinen zu tanzen. Auch ich singe mit. Kamerakuss inbegriffen.

Wie sieht eigentlich Glück aus? Ist es das Gesicht eines Kindes mit einem riesigen Eis? Ist es dein Gesicht, wenn du dem Versandkarton dein neues Smartphone entreißt? Oder ist es das Gesicht eines Menschen, der gerade die Zusage für seinen Traumjob bekommen hat? 


Ich weiß es auch nicht aber im Lauf des Abends haben Unforgotten Pricks & Walter Subject  viele glückliche Gesichter gezaubert. Und schlussendlich geht es nur darum.

Kommentare: 1 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Mia (Freitag, 05 Februar 2016 20:50)

    Unglaubliche Bilder. Erste Sahne.