Walter Who 2017

Weihnachten ist die Zeit des Jahres zu der man garantiert einige Freunde zu Gesicht bekommt. Umgeben von freudiger Atmosphäre stößt man mit ihnen das eine oder andere Mal sachte oder auch ausgelassen an.

Der alljährliche Walter Who-Rumble Ende Januar hat mittlerweile für viele Menschen einen ähnlichen Charakter. Der hat sich allerdings aus einem nicht ganz so religiösen Hintergrund entwickelt. Schön ist es trotzdem.

Der Begriff alternative Fakten hat schon jetzt große Chancen auf das traurige Unwort des Jahres 2017. Doch es gibt auch schöne alternative Fakten und die muss man sich nicht erst schönlügen: Die Unforgotten Pricks.

Die Jungs erweisen sich als absolute Trendsetter. Der Gig auf dem Walter Who 2016 sollte eigentlich der letzte sein. Pustekuchen. Die vier stehen nun doch wieder vor dem Walter auf der Bühne und spielen Schlager. Richtig, Schlager.

Wenn die Wackener Feuerwehr mit urdeutscher Blasmusik Metalheads zum Crowdsurfen bekommt, dann sollte ein ähnliches Konzept doch auch im beschaulichen Reutlingen fruchten.
Nach kurzer Anlaufzeit und ein paar verwirrten Gesichtern fällt die Hemmschwelle. 

Für Musik, die keiner offiziell seiner Best-of-Playlist hinzufügen würde, wird erstaunlich laut mitgesungen.

Das Ganze gipfelt in einem seltsam-unterhaltsamen Ti amo‑Cover. Ein Bild spricht hier mehr als tausend Worte:

Als anschließend Walter Subject die Bühne im Dunkeln betreten, bemerken das nicht alle. Freudenschreie machen aber auch die darauf aufmerksam, deren Augen und Ohren gerade an anderer Stelle weilen. Den Anfang macht Righty Right. So leise das Auflaufen war, so lautstark ist der eigentliche Beginn. Wer nicht mitsingt, dem huscht ein Grinsen übers Gesicht.

Mit Horndog an Position zwei spielt der Walter sein erstes Stück von der neuen Platte, das vom Sound her auch auf We are the Subjects gepasst hätte. Doch das gilt natürlich nicht für alle neuen Songs.

 

 

Elektronische Klänge sind deutlich wahrnehmbarer als auf der vorhergegangenen Scheibe. Wer jetzt aber erwartet, dass sich das Album an Charly Becks Righty Right Remix orientiert, der wird enttäuscht sein. Macht aber sowieso niemand.
Und die, die schon Luft holen wollen, um in der Manier eines Linkin-Park Fans zu schreien: Das ist nicht mehr meine Band. Das klingt so anders und früher war sowieso alles besser, die können beruhigt sein: Walter bleibt Walter: Laut, eingängig und vor allem tanzbar.

Frische Tracks wie Just Dance kombinieren den bekannt basslastigen Sound gekonnt mit den elektronischen Klängen und schieben das Publikum nach hinten. Das neigt sich dem Druck entgegen und es entsteht ein Wechselspiel, das viele unter dem Begriff Tanzen kennen.

 

 

Wer will, der soll das Neue und das Alte weiter abhören und im Detail untersuchen. Fakt ist, dass es sich auf der Bühne wunderbar ergänzt. Der Walter hat Spaß und gibt eine Runde aus. Die Menge nimmt das so glücklich an, als wäre es der Weltfrieden selbst und singt lautstark mit. 


Was braucht man mehr als Freunde, Musik zum Abzappeln und das eine oder andere Kaltgetränk? Die meisten, der im franz k. anwesenden Fans der gepflegten Gitarrenmusik scheinen genau damit glücklich zu sein und können loslassen.

Als nach vier Zugaben und insgesamt 20 Songs die Bescherung vorbei ist, mischt sich ein wenig Wehmut in den Applaus, denn das nächste Walter Who ist erst wieder nach Weihnachten und bis dahin ist es noch eine ganze lange Weile.

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