Weihnachten ist die Zeit des Jahres zu der man garantiert einige Freunde zu Gesicht bekommt. Umgeben von freudiger
Atmosphäre stößt man mit ihnen das eine oder andere Mal sachte oder auch ausgelassen an.
Der alljährliche Walter Who-Rumble Ende Januar hat mittlerweile für viele Menschen einen ähnlichen Charakter. Der hat sich allerdings aus einem nicht ganz so religiösen Hintergrund entwickelt.
Schön ist es trotzdem.
"Eine Sache verliert ihren Zauber, sobald man sich ernsthaft mit ihr beschäftigt" - Californication
Es erweckt den Anschein als hätte Tom Kapinos mit diesem Zitat alle Californication-Fans davor gewarnt, die Drehorte der herzerwärmend kaputten Serie durch die eigenen Augen wahrnehmen zu
wollen.
Am Santa Monica Pier ist es mehr los als die Kamera festhalten kann und hinter den Villen am Ocean Front Walk verläuft eine sechsspurige Straße. Von den riesigen Parkplätzen, die man
gezwungenermaßen für einen Tag am Strand ansteuern muss ganz zu schweigen.
Trotzdem irgendwie schön. Und sowieso viel schöner als Vegas.
Durch die undefinierbare Wolke, die Las Vegas bei meiner Rückkehr umhüllt, sehe ich die Stadt so, wie sie gesehen werden will.
Außer den Silhouetten der riesigen Hotels ist im gleißenden Mittagslicht nichts zu erkennen.
Ein verstörend schöner Anblick, der mich dazu bringt auf den Seitenstreifen der Interstate zu fahren.
Das habe ich das letzte Mal gemacht, als meinen Peugeot die Lebensgeister verlassen haben. Nachts um 12.
Moment, da steht doch Kälte aber zu sehen sind orangerote Felsen und wo die sind, ist es nie kalt! Falsch gedacht! Es liegt sogar Schnee!
Doch beginnen wir an dem Punkt, als ich mich in Vegas auf die Interstate 15 begebe, um dem Trubel zu entrinnen.
"Mach das Radio an, mach den Kassettenrecorder an. Mach das verdammte Fenster runter. Lass uns den kühlen Wüstenwind schmecken. Oh ja, genau darum geht es. Totale Kontrolle! An einem
Samstagabend in Vegas die Hauptsraße runter gondeln. Zwei Freunde in einem paradiesapfelroten Cabrio, stoned, besoffen, abgedreht, gute Menschen." - Fear and Lothering in Las
Vegas
Als wir in Vegas einreiten, sehen wir zwar nicht aus wie Johnny Depp und Benicio del Torro, jedoch sieht man bei der Fahrt über den Strip genug Menschen, die ihren Samstagabend gemäß dieser
Aussage gestalten.
34 Grad. Im April.
Woher das Death Valley seinen Namen hat, lässt sich wunderbar nachvollziehen, wenn man es einmal besucht hat.
Es fühlt sich an wie eine Kompaktveranstaltung gehobene Mathematik mit wunderschöner Referentin oder eben Referent: Das eigentliche Thema ist trist aber man kann nicht aufhören auf die Gesamterscheinung zu starren.
"Have no Fear". Buchstabe für Buchstabe hat sich mein latein-amerikanischer Nebensitzer diesen Spruch auf seine zehn Finger tätowiert. Seine Handrücken sind dauerhaft mit Totenköpfen bemalt. Geil, Bandenkrieg bevor ich überhaupt angekommen bin. Doch irgendwie wirkt dieser 1,60m große, übergewichtige und sehr gepflegte Herr alles andere als gefährlich. Nach dem Start verschwindet das Unwohlsein komplett, da auf dem Nachbarbildschirm Disney-Filme laufen. Dann passiert erstmal lange nichts.
Als wir endlich den Atlantik überquert haben, lohnt es sich auch wieder einen Blick aus dem Fenster zu werfen. Besonders beeindruckend ist die Landschaft nach den Rocky Mountains.
Erst von oben betrachtet, wird einem das Ausmaß dieses Ödlands bewusst. Lange fliegen wir über Sand, Felsen und Schnee hinweg. Dazwischen vereinzelte runde, grüne Felder, die die Frage aufwerfen, woher das Wasser für die kreisende Kunstberegnung kommt.
Ich gehe der Frage nicht lange nach, da der Wind aus den Wolken fantastische Gebilde formt, deren Schatten dieser kargen Landschaft ein klein bisschen Leben einhauchen. Einaudis "Divenire" liefert die perfekte Untermalung, um sich einem bizarren Paartanz zwischen Himmel und Erde hinzugeben.
"Mögens au en Kaffeee?" unterbricht die Stewardess meine Träumerei.
Wir Menschen neigen dazu, besondere Momente und uns wichtige Personen auf digitale Sensoren einzubrennen.
Die entstandenen Abbilder verewigen wir dann auf Papier und quetschen sie in den Geldbeutel, bohren sie mit Reisnägeln in unsere Pinnwand, pressen sie mithilfe von Magneten an den Kühlschrank
oder pferchen sie in Fotoalben auf engstem Raum zusammen.
Sehr liebevoll.
Ein Eheversprechen ist ein solch emotionaler Moment, der diesen Prozess bei Brautpaar wie Gästen mehrmals ins Rollen bringt.
Da man Privates und Berufliches nicht miteinander vermischen sollte, hab ich das gemacht.
Und weil diese Aussage in diesem Fall überhaupt nicht zutrifft, gleich mehrmals.
"Kick-down, Abfahrt, Fitti, Tausend Umdrehungen" - MC Fitti
Auch wenn der gebotene High-Performance Rock'n'Roll absolut nichts mit MC Fitti zu tun hat, abgesehen von der hohen Dichte an Bärten, beschreibt diese Textzeile den Abend punktgenau.
Als der Lastwagen den Blick nach rechts freigibt, grüßt mich ein kleines aber helles, rotes Licht vom Fahrbahnrand. Da ist es also passiert, das erste Foto von mir in einem Kleinwagen. Grund zur Freude ist das allerdings nicht. Mit 90 in einer Tempo-60-Zone erwischt zu werden ist dämlich. Besonders dämlich ist es, wenn man diese Strecke seit bald dreieinhalb Jahren regelmäßig fährt und weiß, dass an besagter Stelle oft teure Fotos gemacht werden.
Dahin ist sie, die Vorfreude auf einen verschneiten Ausflug in den Schönbuch. Ersetzt durch ein beklemmendes Gefühl, welches sich aus schmelzendem Kontostand, Ärger über sich selbst und der
ängstlichen Neugierde über die anstehende Konsequenz zusammensetzt.
Au Backe! Der Bußgeldrechner sagt im dümmsten Fall einen dreistelligen Betrag voraus. Adieu, ausgewogene Ernährung. Ab jetzt gibt es nur noch Pommes in der Mensa ( mit viel Mayo, weil
umsonst) und Spaghetti aglio e olio, denn den neuen Polfilter brauche ich ja noch unbedingt diesen Monat.
Unabhängig von der Höhe des Preisgeldes bekomme ich mein erstes Sternchen ins Flensburger-Sammelheft geklebt. Hoffentlich ist es eins mit Glitzer!
Klassischerweise bekommt ein Schüler einen Strich, wenn er Mist baut. Nach langer Zeit weiß ich nun wieder wie sich das anfühlt: blöd.
Malerisch ist er ja schon, der Kirchturm im Reschensee. Doch dort, wo die Kirche aus dem Wasser ragt, standen bis 1950 auch noch andere Gebäude. Es gibt viele Gruselgeschichten über die
gefluteten Dörfer, die dem Stausee weichen mussten. Die Palette reicht von Menschen, die ihre Heimat nicht verlassen wollten und im See ertranken bis hinzu Geistern, welche in den Ruinen ihr
Unwesen treiben.
Hirngespinste hin oder her, die einzig wahre Schauergeschichte ist die der Zwangsenteignung der Bewohner durch die faschistische Regierung im Jahr 1940. Lächerliche Entschädigungszahlungen
inbegriffen.
Interessiert aber irgendwie niemanden so wirklich. Unterwassergespenster sind einfach sympathischer als faschistische Schreckgespenster. Ist ja auch schon lange her.
Der berühmte Kirchturm ist eigentlich auch kein Mahnmal für die "Umgesiedelten", sondern stand damals schon unter Denkmalschutz. Allein deswegen steht er noch.
Glück für den heutigen Tourismus.
Man schafft mit der Mannschaft, damit man es schafft mit der Mannschaft.
Getreu dieser Aussage, die von einer schweizer Autorin stammt, fand das letzte Projekt des Jahres statt. Eigentlich ist das auch gar nicht mein Blogeintrag, sondern der von Timon, Lena, Jenny,
Mia und mir. Gemeinsam haben wir uns ins Neuland gewagt.
Zum Glück war es dann doch nicht so gefährlich wie das Internet.
Zweiter Stopp: Jonny M. , Fitnessstudio.
Im Eingangsbereich sind alle Sofas durch ältere Herrschaften belegt, die sich lautstark und von Gelächter begleitet unterhalten. Das ganze erinnert eher an eine Busreise zum Rheinfall. Nur
eben ohne Bus und in Sportkleidung.
Daneben stehen zwei Herren in den besten Jahren, die sich in gut sitzende Anzüge geworfen haben und auf Hochglanz polierte Schuhe tragen. Die gute Laune der Busreisenden steckt sie
nicht an. Auch für uns sind sie leider too cool. Wären die Schnürsenkel des einen Herren nicht offen, dann wäre es auch eine sehr glaubhafte Inszenierung gewesen.
So fällt unser Wanderzirkus in eine doch sehr gegensätzliche Szenerie ein und meldet sich an der Theke an: Wir sind jetzt da.
Wunderbar, wir dürfen uns frei bewegen. Doppelt gut, da ich noch nie in einem Fitnessstudio war. Lena steuert in Richtung des Aufzugs. Witzig, ein Aufzug in einem Fitnessstudio,
denke ich mir während wir in den dritten Stock schweben. Dann fallen mir die Busreisenden ein, die unter Umständen nicht mehr so gut zu Fuß sind.
INKLUSIVES FITNESSSTUDIO schießt es mir in den Kopf. Na toll, da macht man mal einen Tag blau und hat doch keine Ruhe vor dem Studium.
Oben angekommen erwartet uns ein lichtdurchfluteter, großer und vorallem warmer Raum. So macht das doch Spaß!
Ratzfatz entstehen Ideen, die dank Timons neuem Reflektor wunderbar umgesetzt werden können.
Genauer gesagt, haben wir uns an den ersten Referenzfotos für Lenas Sedcard versucht. Vielfalt war also gefragt.
Erster Stopp: der schattige Hinterhof der Filmakamdemie, welche sich ein Gebäude mit dem Ordnungsamt teilt. Wie ironisch.
Während wir uns entfalten, treffen uns regelmäßig die unschlüssigen Blicke der vorbeigehenden Ordnungshüter.
Am Ende vertreibt uns niemand und wir haben die ersten Bilder im Kasten. Ab ins Warme!
Wäre dieser Eintrag eine Fernsehsendung müsste ich ein :"Diese Sendung enthält Produktplatzierungen und wird ihnen von Red Bull präsentiert." vorneweg setzen. Ist es aber nicht. Passt aber
trotzdem.
Über die globale Vermarktungsstrategie der Energie-Brause darf man an dieser Stelle gerne diskutieren. Bekanntlich ist ja nicht alles was glänzt aus Gold. An diesem trüben Abend darf
das aber getrost vergessen werden. Die ausgestellten Doodles, deren Niveau sich zwischen Kinderbild, "Ich-kann-nicht-malen-aber-heute-versuch-ich's" und runtergeklapptem Unterkiefer bewegen,
sorgen bei diesem kleinen Event für glänzende Augen, was für mich Gold wert ist.
Okay, das klingt echt ktischig, war aber trotzdem schön anzusehen.
Wie gutes Marketing funktioniert, konnte man noch an anderer Stelle erleben.
Ein unscheinbarer Herr betritt die Szene, betrachtet die ausgestellten Werke, verteilt seine drei Stimmen und schnappt sich übrig gebliebene Bildrohlinge. Mit seiner Beute setzt er
sich an einen freien Tisch und beginnt zu zeichnen. Ich traue meinen Augen nicht und trete näher an ihn heran. Ein Freund von mir hätte an dieser Stelle "LECKO MIO!"
durch den ganzen Laden gerufen, da ich aber eher der schüchterne Typ bin, denke ich mir das nur. Genauso laut.
Für jemand wie mich, dessen Handschrift sich seit der zweiten Klasse nicht mehr verändert hat, ist das was dieser Mensch mit einem Kugelschreiber anstellen kann, nicht in Worte zu fassen.
Anstelle ihn zu bitten, mir dabei zu helfen meine Handschrift wenigstens auf das Niveau eines strebsamen, weiblichen Dritttklässlers zu bringen, frage ich nach, welches der ausgestellten
Werke seinem Kugelschreibers entsprungen ist. "Keines. Hab erst heute davon erfahren". Welch ein Glück für die anderen Teilnehmer.
Als ich ihn frage, ob er was dagegen hat mit einer Dose Zaubertrank fotografiert zu werden zögert er, stimmt dann aber mit verzerrtem Gesicht zu. "Mit einem Nein kann ich auch leben."
biete ich ihm an. "Dann nicht. Ich mag Red Bull nicht so." meint er darauf. Trotzdem verbringt er den ganzen Abend vor Ort, zaubert Bild um Bild und bereichert die gesamte Veranstaltung,
ohne dass er eine Gewinnchance hätte. Dann eben nächstes Jahr. Auch wenn er Red Bull eigentlich nicht so mag.
Wengistens trinkt er die komplette Nacht über nur Augustiner. Es ist ja auch noch kein großer Künstler am Missbrauch von Energy-Drinks gestorben.
Mein Handy vibriert. Auf dem Sperrbildschirm steht:
"9:31 Uhr: Nebel!!!"
Na toll. Jetzt, wo einmal alles in eine undurchschaubar dicke Brühe gepackt sein soll, liege ich im Bett.
Als der Rollladen den Blick nach draussen freigibt wird mir schnell klar, dass ein kleiner Ausflug angebracht wäre.
Während der Fahrradfahrt (richtig, ich habe jetzt ein Rad!) zum Monrepos scheint die Suppe immer dicker zu werden. Mit tiefgefrorenen Händen erreiche ich mein Ziel und stelle fest, dass meine
Brille aussieht wie ein Schwimmbad für Flöhe. Nix dickerer Nebel.
Zwei Schwäne haben meine Ankunft bemerkt und steuern auf mich zu. Ich weiß nicht, ob sie mich freundlich begrüßen möchten oder ob sie die Kampfeslust in meine Richtung treibt. Da ich
Schwäne bisher als aufbrausende Tiere im Gedächtnis behalten habe, ergreife ich die Flucht.
Kaum bin ich ein paar Schritte durch den sumpfigen Uferbereich gewatet, kann ich eine mittelschwere Gesichtsentgleisung nicht verhindern.
Vor mir liegt ein spiegelglatter See, der die komplette Umgebung verdoppelt. Unfassbar!
Nach ein paar Aufnahmen taucht ein älterer Herr mit seinem Mops aus dem Nebel auf. Der Herr trägt eine Jacke und sein Mops einen Strickpullover.
"Heute ist es aber auch wirklich mystisch." meint der Herr zu mir, als er mich mit meiner Kamera bemerkt. Recht hat er! Auch, wenn der schweratmende Mops im Strickpulli eher nicht
dazu beiträgt.
Hm, wirklich was los ist hier ja nicht. Als ich das franz k gute 15 Minuten vor Lesungsbeginn betrete, ist das mein erster Gedanke. Scheinbar hören die Leute lieber Uhlmanns Musik, mit der
er 2012 an selber Stelle für ausverkauftes Haus sorgte.
Bis Thees Uhlmann dann gemütlich auf die Bühne geschlappt kommt, hat sich der Saal dann doch bis auf den letzten Platz gefüllt. Zum Glück interessiert sich doch noch jemand für so etwas
altmodisches wie eine Lesung...
Man nehme zwei junge Männer mit ausgelebtem Spieltrieb, die Bereitschaft zu frieren, ein Rennrad voller Stecklichter, eine Kamera und einen Blitz. Das ganze stelle man bei Nacht auf einen möglichst schlecht ausgeleuchteten Sportplatz. Nach einer guten Stunde voller Ausrufe, die sich zwischen Verwirrung ("Wie ist denn das passiert?!") und Begeisterung ("Was ist denn da passiert?!") bewegen, ist ein Ergebnis zu sehen, welches am Anfang irgendwie ganz anders gedacht war. Wenigstens war man(n) an der frischen Luft.
Beim Stöbern und Sortieren der Backup-Festplatten bin ich auf meine fotografischen Anfänge gestoßen. Im September 2008 habe ich
die Spiegelreflex meines Großvaters mehr an mich gerissen als geliehen, was retrospkeitv betrachtet wohl eine meiner folgenschwersten Entscheidungen war.
Regelmäßig zog ich nun hochmotiviert vor Sonnenaufgang los, lag im taunassen Gras und hielt mit der Vollautomatik auf
Herbstzeitlose und Schnecken oder zog nach der Schule los ins Blaue - ohne wirklich zu verstehen, wozu diese ganzen Knöpfe eigentlich da sind. Der einzig relevante Knopf erklärte
sich zum Glück von selbst.
7 (SIEBEN!) Jahre später habe ich den relevanten Knopf deutlich über 120.000 mal gedrückt ( mein rechter Zeigefinger zeigt
noch keine Abnutzungserscheinung) und nebenbei auch etwas über den Sinn der anderen gelernt. Angesteckt durch den Fund meiner ersten ernsthaften Aufnahmen, hat es mich in den letzten Wochen
immer wieder in den Herbstwald getrieben. Was dabei entstanden ist, seht ihr im Folgenden.